Fuchs, Prof. Dr. Dr. Thomas
Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs
Karl-Jaspers-Professor für Philosophie und Psychiatrie
Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg
Zeit ist Geld. So lautet das Mantra des Kapitalismus. Es hat unsere Arbeitswelt in ein Wettrennen verwandelt. Wer die Devise verinnerlicht hat, für den ist der Zweite schon ein Verlierer. Beschleunigungsprozesse, Arbeitsverdichtung und Komplexitätssteigerung sind die charakteristischen Herausforderungen der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt. Der verinnerlichte Umgang mit Zeit macht auch vor dem privaten Leben nicht Halt. Ständige Zeitnot führt oft zu Gefühlen der Überforderung und schließlich zu Dekompensation, Burn-out oder Depression. Der Vortrag ordnet diese Zeitstrukturen ein, die zu psychischer Krankheit führen können: Die zyklische Zeit des Körpers und der Lebensprozesse gerät dabei in Konflikt mit der linearen, beschleunigten Zeit der Spätmoderne; heilsame Prozesse der Synchronisierung und Resonanz werden in den Hintergrund gedrängt. Die zentrale Frage lautet: Wie können "Zeitgehetzte" in diesem Konflikt wieder zu einem Ausgleich finden?